Brindisi, Hafen und Kastell Friedrich II.
Hist. Aufnahme aus: www.phil.uni-erlangen.de







1227 - Die Tragödie von Brindisi


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil IV

Am 25. Juli 1225 versprach Kaiser Friedrich II. in San Germano unter Eid dem Papst Honorius III. "1) vom nächsten august an nach zwei iahren ins heilige land zu ziehen und dort während zwei iahren mindestens tausend Ritter zu halten, ..." so steht es wörtlich in den Regesta Imperii Nr. 1569. Damit hatte er es wieder geschafft, den ihm auferlegten Kreuzzugstermin hinaus zuschieben. Unter Punkt 4) versprach er auch, in die Hände des Königs von Jerusalem und des Patriarchen von Jerusalem sowie der Deutschordensbrüder 100000 Goldunzen "in gewissen Terminen niederzulegen um solche dann wann er den Zug antritt zu dessen Zwecken zurückzuerhalten". Man sieht aus diesen Auflagen, wie kompliziert schon damals der Umgang zwischen den Mächtigen war und Friedrich hatte noch eine Reihe weiterer Forderungen zu erfüllen versprochen. Im Sommer 1227 war es ihm gelungen, die Kreuzzugsvorbereitungen einigermaßen abzuschließen. Da er aber den Termin Ende August 1227 nicht ganz schaffte, exkommunizierte Papst Gregor IX. am 29. September den inzwischen erkrankten Kaiser. In seinem Buch " Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit" hat Klaus J. Heinisch die große und ausführliche Rechtfertigungsschrift des Kaisers an die christlichen Könige und Fürsten vom 6. Dezember 1227 übersetzt, von der er selbst sagt: Die Stimmung des Kaisers kann durch dieses so kluge und sachliche Schreiben nicht besser gekennzeichnet werden. Ich möchte in Ausschnitten die damalige Situation schildern.
Der Kaiser schreibt: "In heftige Verwunderung werden Wir gestürzt, weil Wir von der Seite, von der Wir Dank erwarteten, verschiedene Arten sowohl von Beleidigung als auch von Schimpf erfuhren. Nur widerwillig reden Wir, aber Wir konnten nicht schweigen, damit nicht in dem, was wir lange verschwiegen haben, die Hoffnung, die viele täuscht, etwa auch uns täuscht." Der Kaiser beklagt sich über die Art und Weise wie der Papst ihn behandelt und fährt dann fort: "... sondern die Liebe selbst, durch die Himmel und Erde regiert wird, scheint nicht nur in den Bächen, sondern in der Quelle selbst getrübt, und das Römische Reich, das durch die göttliche Verheißung zur Verteidigung des christlichen Glaubens bestimmt ist, wird nicht etwa von irgendwelchen Unbedeutenden, sondern von denen selbst, die es geehrt hat und sich als Väter wählte, schwer bedroht. ... Es möge also der Erdkreis hören und vernehmen, daß Wir von Unserer bisherigen, jetzt gegen ihren Sohn stiefmütterlichen, Mutter, der Kirche, durch Briefe und Botschaften herausgefordert werden, die sie gegen Uns allenthalben in der Welt, wie Wir vernehmen, verbreitet." Es war zu damaliger Zeit üblich, in einer solchen Rechtfertigungsschrift fast einen Lebenslauf vorauszuschicken, und so finden sich Bemerkungen über die Zeit, in der er Mündel des Papstes Innocenz III. war. Er widerspricht den Angaben, dass er für die katastrophale Niederlage 1222 in Ägypten verantwortlich zu machen sei. Dann bezog er sich auf seine Hochzeit mit der Tochter des Königs von Jerusalem, und schrieb weiter: ",... und auf das Apostolische Drängen und Mahnen betreffs dessen, was die Sache erforderte, beugten Wir Unsere Majestät und nahmen die Erbherrin des Königreiches Jerusalem glücklich zur Gemahlin. Dann wurde der Termin für die Überfahrt festgesetzt. " Er beschreibt die folgenden Kreuzzugswerbungen, in die auch der Deutschordensmeister Hermann einbezogen war, erwähnt eine Unterredung mit den ehrwürdigen Herren, dem Bischof Pelagius von Albano und dem bereits verstorbenen Kardinalpriester Guala von St. Martin, in San Germano, wo alle den Kreuzzug betreffenden Fragen nochmal eingehend besprochen worden waren. "Nach feierlicher Festsetzung dieser Punkte schickten Wir den Deutschordensmeister, um Ritter zu werben, mit der Vollmacht sogar, wackere Männer auszuwählen und nach seinem Gutdünken Belohnungen für besondere Verdienste zu versprechen. Ferner schlossen Wir mit Unserem edlen Vetter und Fürsten, dem Landgrafen von Thüringen, betreffs der Mark Meißen ein Abkommen, damit auch er das Kreuz nehme und komme; ..." Friedrich bemerkt in seinem Schreiben dann auch, dass sich durch diese Bemühungen eine unermessliche Menge das Kreuz angeheftet habe und zudem 700 Ritter durch den Deutschordensmeister für die Dienste beim Kaiser angeworben wurden. Danach schildert er die Ereignisse von Brindisi: "Endlich ließen Wir bei Herannahen des Abfahrtstages die Fahrzeuge und Lastschiffe sowie 50 Galeeren zum Abfahrtsort, der nicht von Uns, sondern seit der ältesten Zeit festgelegt ist, nach Brindisi nämlich, von wo aus die Überfahrt stets am besten von statten zu gehen pflegt, bringen und auslaufbereit machen. Wir selbst begaben Uns persönlich dorthin, um den Landgrafen von Thüringen hohen Angedenkens und die anderen ankommenden Fürsten zu treffen. Als diese eintrafen, suchte Uns, ehe Wir noch die Überfahrt antraten, der Herr unterwegs mit einer schweren Krankheit heim, die Uns so heftig befiehl, daß Uns die Ärzte zum Aufschub rieten; damit aber die Überfahrt nicht infolge Unserer Abwesenheit gefährdet werde, unterließen wir es nicht, unter Außerachtlassung des ärztlichen Rates, in der Hitze des Sommers nach Brindisi zu reiten, ..." . Friedrich beschreibt dann das Beladen der Schiffe und deren in See stechen. Er bemerkt weiter: " Wir hatten aber eine solche Menge von Fahrzeugen, daß bei dem Ausfall von Pilgern viele Schiffe im Hafen blieben. ... Noch nicht wiederhergestellt, bestiegen Wir [am 8. September] die Galeeren, um mit Unserem geliebten Vetter, dem Landgrafen, den Vorausgefahrenen zu folgen. Da befiehl Uns beide plötzlich ein solches Unwohlsein, dass sowohl Wir einen schweren Rückschlag erlitten als auch der Landgraf nach Unserer Landung in Otranto schmerzlicherweise mitten aus dem Leben schied. Über seinen Tod schwerstens betroffen, begannen Wir heftig zu leiden. ... " Friedrich schreibt dann weiter: "Da also die heftige Krankheit Uns selbst zu vernichten imstande war, und da von Uns das Leben und das Schicksal vieler Völker abhängt, wurde die Überfahrt Unserer Person aufgeschoben, um die Gesundheit wiederzuerlangen, ... . Wir übertrugen daher Unserem geliebten Fürsten und Vetter, dem Herzog Heinrich von Limburg, einstweilen bis zu Unserem glücklichen Aufbruch die Sorge um das gesamte christliche Heer und befahlen, die 50 Galeeren, die für Unsere Überfahrt im Hafen gerüstet lagen, dem ehrwürdigen Vater Gerold, dem Patriarchen von Jerusalem, dem Deutschordensmeister Hermann und anderen Großen, die übersetzen wollten, zuzuweisen; ...". Kaiser Friedrich II. hat in seinem Leben sehr viele Briefe verfasst, aber gerade diese Rechtfertigungsschrift ermöglicht einen Einblick in die Situation jener Zeit, die von Hermann von Salza mit geprägt worden ist.

Dieter Deubner Bad Langensalza 1.Juni 2006

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